In bester Verfassung
Collegium music mit Lotte Kortenhaus | Von Arndt Zinkant | Westfälische Nachrichten vom 8. Juli 2023
Münster – Wenn das Collegium musicum sich hochkarätige Solisten einlädt, ist rauschender Applaus gesichert. Aber selten war er so am Platze wie bei Lotte Kortenhaus. Die Mezzosopranistin vom Landestheater Detmold sang den sinnlichen Liederzyklus „Les Nuits d’Ete“ von Hector Berlioz mit so viel Ausdruckskraft und stimmlichen Nuancen, dass es eine Pracht war. Und nicht nur die Solistin brillierte – auch die Streicher und Holzbläser des „Collmus“ (das Blech pausierte bei diesem Werk) zeigten eine staunenswerte Leistung: Subtil bestäubten die Musiker unter bewährter Leitung von Jürgen Tiedemann den Gesang mit Akkord-Farben. Chapeau!
Dass übrigens die Sängerin gleichsam ein „Sprössling“ des Orchesters ist, erfuhr man in der launigen Moderation von Posaunist Stephan Schulze. Ihre Eltern hatten sich nämlich einst in dessen Cellogruppe kennengelernt. Weiter erfuhr man, dass Berlioz zu Lebzeiten in deutschen Landen musikalisch gemobbt wurde oder dass Gioacchino Rossini bereits mit 37 Jahren die Komponierfeder gegen den Kochlöffel tauschte. Mit Rossini war der Abend eröffnet worden. Bereits hier zeigte das Orchester, in welch guter Kondition es sich derzeit befindet. Ob Streicher, Blech oder Holz: Die Staccato-Schelmereien der „Semirarnis“-Ouvertüre kamen so präzise über die Rampe, wie es sein soll. Dirigent Jürgen Tiedemanns Schlag vertraut ohnehin meist zackigem Drive.
Als symphonisches Hauptwerk des Abends stand die Achte von Antonin Dvořák auf dem Programm – wieder ein Stück, das filigran gesetzt ist und das ohne Präzision baden ginge. Hier konnte nun endlich die Blechbläsergruppe zeigen, was in ihr steckt, etwa bei der berühmten Trompeten-Fanfare zu Beginn des Finalsatzes. Aber Dvořák wäre nicht Dvořák, wenn er seine Melodieseligkeit nicht doch meist den Streichern anvertrauen würde.