Großer Jubel für eine elegante Klangmalerin

Collegium music mit Mira Foron im H1 | Von Christoph Schulte im Walde | Westfälische Nachrichten vom 27. Januar 2023

Münster – Blechbläser, große Trommel, Pauken und Tam-Tam – es ist ein sehr überschaubares, klanglich aber äußerst wirkungsvolles Grüppchen, mit dem Aaron Copland seine „Fanfare for the Common Man“ ausstattet. Das gute Dutzend an Instrumenten war beim Semesterabschlusskonzert des Collegium musicum am Dienstag auf alle Ecken des großen Hörsaals verteilt: „Surround-Music“ sozusagen, die der Komponist im Jahr 1942 quasi als Anti-Kriegssignal verstanden wissen wollte und die deshalb aktueller denn je ist. Ein starkes Zeichen, das Dirigent Jürgen Tiedemann und sein „CollMus“ zu Beginn des Programms setzten.

Kongeniale Solistin

Schon im Anschluss daran schien die Sonne. Was heißt: sie schien. Sie strahlte geradezu! Antonín Dvořáks Konzert für Violine und Orchester a-Moll nämlich erwies sich als funkelnder Dreisätzer. Im Zentrum Mira Foron als Solistin – eine Vollblutmusikerin mit atemberaubend virtuosem Zugriff, eine Klangmalerin mit sicherem Gespür für das typische slawische Dvořák-Kolorit, eine kongeniale Partnerin im Zusammenspiel mit dem Orchester und all seinen Instrumentengruppen, mit denen sie elegant und in großem Einvernehmen kommunizierte. Kaum waren die ersten Takte der Orchestereinleitung vorgelegt, zündete Foron ein brillantes Feuerwerk, technisch souverän gemeistert und stets von großer musikalischer Ausdruckskraft. Absolut erstaunlich, was die erst 20-jährige Geigerin da sowohl an feiner Sensibilität als auch spielerischer Leichtigkeit an den Tag legte.

Da wundert es kaum, dass Foron bereits auf nationalem als auch internationalem Parkett sehr erfolgreich unterwegs ist. Und nach ihrem Auftritt mit Jürgen Tiedemann und dem Collegium ist zwingend der vielleicht abgegriffene, viel bemühte, hier aber wohl zutreffende Satz fällig: von dieser Künstlerin wird man zukünftig noch viel hören.

Präzisionsarbeit

Der Schritt von Dvořáks Violinkonzert zur anschließenden 4. Sinfonie von Johannes Brahms war nicht besonders weit. Beider Meister Musik nämlich trägt persönliche Züge, wobei Brahms aber nicht so sehr die Sonne strahlen lässt als vielmehr fahles Mondlicht verbreitet. Das schimmert silbern in den Streichern, bekommt leichten goldenen Bläser-Glanz, hellt im tänzerischen Andante ein wenig auf und mündet im kongenial angelegten finalen Variationssatz. Das Ganze fordert jede Menge Präzisionsarbeit, gutes gemeinsames Hören – eine Konzentrationsleistung, auf die sich Jürgen Tiedemann als akkurat organisierender Dirigent bei diesem bemerkenswerten Konzert voll verlassen konnte. Großer Jubel im fast voll besetzten Hörsaal!