Venedig hören und sterben

von Peter Bergmüller, Münstersche Zeitung, 24. Januar 2013

Hinter dem Namen Collegium musicum stehen Studenten und Dozenten aller Fachrichtungen, die zusammen unter der Leitung von Jürgen Tiedemann musizieren. Für das aktuelle Semesterkonzert im H1 wurde die Mezzosopranistin Mareike Morr von der Niedersächsischen Staatsoper als Solistin eingeladen.

Die weiße Winteridylle spiegelt sich nicht im Programm. 2013 wird der 200. Geburtstag Richard Wagners gefeiert, da rummst es in fast jedem Konzertsaal. Als Antipode steht im Giuseppe Verdi gegenüber. Der italienische Komponist, ebenfalls 1813 geboren, ist durch seine Opern berühmt geworden. Er gilt eher als Traditionalist der Romantik und orientierte sich anfangs an den Vorgängern wie Gioacchino Rossini und Gaetano Donizetti.

„Tod in Venedig“ heißt das Motto des Konzertes: Dort starb 1883 Richard Wagner, der Titel von Thomas Mann ist aber vor allem mit Gustav Mahlers Adagietto aus der fünften Sinfonie verknüpft, die als Musik der Verfilmung von Luchino Visconti diente.

Los geht der Abend jedoch mit dem Vorspiel aus „Lohengrin“. Mit kraftvollen Bläsereinsätzen und wirkungsvollen Crescendi wird von Beginn an gezeigt, wozu Wagners Musik in der Lage ist. Dann betritt Mezzosopranistin Mareike Morr die Bühne. Die vertonten Gedichte der Wagnerschen Wesendonck-Lieder kommen mit Gefühl und einer Empathie für die Lyrik daher, die im nuanciert gefärbten Vibrato der Sängerin Ausdruck finden. Hans Werner Henze (1926-2012) orchestrierte 1976 das Stück in der gespieltem Version.

Die folgende Stücke aus „Parsifal“ leiten in Wagner-Manier über zu Mahlers Adagietto. Gerne lässt man sich in die Klänge dieses Satzes fallen. Nur Streicher und Harfe bilden Flächen, die immer weiter entrücken. Das Orchester setzt die Stimmung des Werkes überzeugend um.

Zum Finale gibt es die Ouvertüre aus Verdis „Macht des Schicksals“. Hier fühlt sich das Ensemble spielerisch wohl. Erstaunlich ist das Niveau, auf dem das Orchester spielt. Sympathisch ist auch, dass sich das Collegium musicum und sein Leiter für Hilfswerke und gemeinnützige Organisationen stark machen. Ein sehr gutes Programmkonzept und eine ebenso gute Aufführung.