Beethovens Charme und Schumanns große Linien

Schönes Wiedersehen mit dem „Collmus“ und Pianist Özgür Aydin

Münster – Die lange pandemiebedingte Pause hat Münsters „collegium musicum instrumentale“ nichts von seiner Spielfreude genommen. Das bewies es gemeinsam mit einem famosen Pianisten. Von Brigitte Heeke | Münstersche Zeitung vom 29. Juni 2022

Zurück auf die Bühne! Die Freude darüber ist dem „collegium musicum instrumentale“ im Hörsaal H1 deutlich anzumerken. Am Dienstagabend war das Ensemble der Universität Münster nach einer langen pandemiebedingten Pause endlich wieder live zu hören – mit einem tollen Solisten. Der Pianist Özgür Aydin gastierte bereits zum dritten Mal beim „Collmus“ und hat eine entsprechende Fangemeinde in Münster. Die freute sich über seine fantastisch gespielte Interpretation von Beethovens drittem Klavierkonzert. Insbesondere den langsamen zweiten Satz trug der ARD-Preisträger ganz gelöst und innig vor. Das Orchester unter der Leitung von Jürgen Tiedemann folgte gerne, vor allem die Streicher griffen diesen sanften Charakter im Largo auf.

Schwungvoll und mit Lokalkolorit hat das Collegium Musicum den Abend eröffnet. Clara Schumanns ursprünglich für Klavier komponierter „Marsch Es-Dur“ erklang nämlich in einer Orchestrierung vonJulius Otto Grimm. Der Freund der Familie Schumann leitete den Musikverein in Münster ab 1860 über einen Zeitraum von vierzig Jahren und hatte einen großen Einfluss auf das Musikleben der Stadt. Clara Schumann hat nach dem Tod ihres Mannes Robert kaum noch komponiert, sondern sich auf ihre Konzerttätigkeit konzentriert. Der Marsch, ein festliches Auftragswerk für eine Goldhochzeit, zählt zu ihren wenigen Werken aus dieser Zeit. Das Collegium Musicum brachte das Stück luftig gespielt auf die Bühne des Hörsaals, mit einer Blechbläserfanfare zu Beginn und schwelgenden Hörnern im Mittelteil.

In Robert Schumanns vierter Sinfonie in der zweiten Konzerthälfte bewies das Collegium Musicum erneut, dass die lange Bühnenabstinenz der Spielfreude des Orchesters keinen Abbruch getan hat. Zum Glück ist sinfonische Musik in einem solchen Rahmen wieder wie zuvor möglich.

Frisch und zupackend schien das Orchester jede Note der Partitur zu genießen. Dirigent Jürgen Tiedemann unterstrich die großen Linien des Werks, vor allem im Finale erschien alles wie aus einem Guss.

Am Donnerstag (30. Juni) um 20.15 Uhr wird das Konzert im H1 am Schlossplatz wiederholt.