Schlichtweg ergreifend musiziert
von Peter Schmitz, Westfälische Nachrichten, 30. Mai 2005
Alexej Gorlatsch konzertierte mit dem Collegium musicum im H 1
Alexej Gorlatsch lässt sich mit Beethovens drittem Klavierkonzert feiern: Der 17-jährige Schüler des Gymnasiums Paulinum hat in seiner noch jungen Karriere bereits einige erste Preise abgeräumt. Nächste Woche will er sein Glück beim renommierten Beethoven-Wettbewerb in Wien versuchen. Und auch da dürften die Chancen nicht schlecht stehen. Denn wie er gemeinsam mit dem Collegium musicum unter Leitung von Jürgen Tiedemann im H 1 das c-Moll Konzert meisterte, war aller Ehren wert.
Keine Frage, das Konzert bereitet dem staunenswerten Ausnahmetalent keine ernsthaften technischen Probleme. Er spielt den Kopfsatz nach dem zähen Dreiklangsthema sehr routiniert, brilliant – vielleicht etwas zu glatt. Zumindest kostet er den Satz in seiner melancholischen Substanz nicht ganz aus. Da wünscht man sich bei aller Anschlagsfinesse und Geläufigkeit noch etwas mehr Tiefgang.
In der virtuosen Kadenz freilich springt der Funke dann über. Hier offeriert er vollends sein pianistisches Können: von markig bis ganz zart. Im herrlichen Largo zeigt sich Gorlatsch von einer neuen Seite. Sehr ruhevoll, atmend, ja behutsam geht er den Satz an, spielt die terzenseligen Passagen mit zartestem Anschlag.
Das ist ausgereift und schlichtweg ergreifend musiziert. Im finalen Rondo kann er abermals seine stupende Technik unter Beweis stellen. Da huschen die Finger bravourös über die Klaviatur, da zeigt er ein tolles Gespür für rhythmische Pointierungen. Nach großem Applaus gibt’s noch eine aberwitzig rasante „Wut über den verlornen Groschen“.
Vor dem Klavierkonzert spielte das Collegium musicum Schuberts dritte Sinfonie aus dem Jahr 1815. Ein für Schubert im Grunde atypisch heiter strahlendes Werk, das durch eine Fülle an charmanten Melodien sowie eine feingestufte Dynamik besticht. Das Adagio maestoso ging das Orchester noch etwas schleppend an, umso feuriger war das anschließende Allegro: Die hier ohnehin sehr inspiriert von Schubert behandelten Bläser konnten dabei besonders überzeugen.
Im Allegretto nahmendie Musiker das zart tapsende Staccato dankeswerterweise sehr genau. Das scharf akzentuierte Menuett sowie das arg wienerische Trio wurden dynamisch schön kontrastiert. Im quirlig unbeschwerten Finale forcierte Tiedemann sinnig die treibende Motorik des Satzes.