Publikum um den Finger gewickelt

von Stefanie Lorch, Münstersche Zeitung, 11. Dezember 2006

Skandinavische Klänge in der Hiltruper Stadthalle – das Collegium Musicum Instrumentale, das studentische Orchester der Universität Münster, gab am Samstagabend einen ersten Vorgeschmack auf das Grieg-Jahr 2007. Mit dem Stück „Landerkennung“ des norwegischen Komponisten Edvard Grieg begannen die jungen Musiker unter der Leitung von Jürgen Tiedemann ihr abwechslungsreiches und unterhaltsames Konzert.

Im Anschluss wagten sie den Sprung über den großen Teich, nach Amerika. Der US-amerikanische Komponist Samuel Barber schrieb 1938 das Adagio for Strings, das er rund 30 Jahre später als Choralversion (Agnus Dei) ausarbeitete. Bekannt geworden ist dieses wunderschöne und sehr traurige Stück unter anderem durch zahlreiche Kinofilme wie „Die fabelhafte Welt der Amelie“ oder „Platoon“.

Zum Abschluss des ersten Teils präsentierte das Orchester ein, nach Aussage Tiedemanns, in Münster bislang noch nicht gespieltes Werk von Heinrich Hübler: Konzertstück für vier Hörner und Orchester. Der 1822 geborene Hübler war bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1891 königlicher Kammermusiker in Dresden.

Zauberhaft ging es im zweiten Teil weiter: „Hänsel und Gretel“, das beliebte Weihnachtsmärchen des Siegburgers Engelbert Humperdinck wurde in Auszügen dargestellt. Auf die Szene mit dem Knusperhäuschen der bösen Hexe mussten die Zuschauer zwar verzichten, was dem musikalischen Vergnügen aber nicht den geringsten Abbruch tat.

Einzig die in einigen Passagen etwas zu kraftvolle Orchestrierung drängte die gesangliche Darbietung der drei Solistinnen zeitweilig in den Hintergrund. Nichtsdestotrotz überzeugten die beiden ausgebildeten Sängerinnen Christine Bohnenkamp (Hänsel) und Takako Oy (Gretel) mit Stimme und Darstellung. Besonders erwähnenswert ist auch der Auftritt der erst elfjährigen Franziska Perez Mengual, die als kleiner Sandmann das Publikum mit unbekümmerter Leichtigkeit um den Finger wickelte.

Das Publikum in Hiltrup war begeistert: „Diese Aufführung hätte eine ausverkaufte Stadthalle verdient!“, resümierte ein Zuhörer am Ende.