Lobgesang auf den Schöpfergott

von Chr. Schulte im Wald, Westfälische Nachrichten, 7. Juli 2008

Ein Schlachten-Gemälde mit donnernden Kanonen und rasselnden Säbeln ist es nicht, was Georg Friedrich Händel nach siegreichem Kampf der Engländer gegen Frankreich da musikalisch nachgezeichnet hat. Nein, Händels „Dettinger Te Deum“ ist ein Lobgesang auf den Schöpfergott, ein Danklied für erfahrene Gnade, das ohne martialische Attitüde auskommt. Aber prachtvoll und feierlich ist es allemal, nicht zuletzt dank der beiden Trompeten im Orchester, mit dem zusammen der Universitätschor die seraphinischen und cherubinischen Engel pries.

Schon der optische Eindruck am Sonntagabend in der Erphokirche machte was her: eine singende Hundertschaft aus jungen, engagierten und hoch motivierten Sängerinnen und Sängern, die sich auf die so unterschiedlichen Stimmungen der Händelschen Partitur einließen. Da gibt es nicht nur strahlendes D-Dur, sondern auch introvertierte, nachdenkliche Momente – exemplarisch das „We believe that thou shalt come“, Gott als kommender Weltenrichter. Ulrich Haspel und der Chor bewiesen Feingefühl, die Solo-Trompete gemahnte an den Tag des Gerichts. Auch das rührende Arioso „Vouchsafe, o Lord“ bot einen Ruhepunkt, den Enno Kinast mit sicherem Solo-Bass souverän ausfüllte.

Der Universitätschor ist eines von drei Ensembles, die Ulrich Haspel leitet. Auch die anderen beiden präsentierten sich in der Erphokirche. Der Madrigalchor, einst von Herma Kramm gegründet, stieg hinein in romantischen Wohlklang, wie Joseph Rheinberger ihn im Kyrie und im Gloria seiner Es-Dur-Messe ausbreitet; das „Ensemble 22“ machte sich an die hohe Schule polyfoner Vokalkunst, an Johann Sebastian Bachs doppelchörige Motette „Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf“. Mit Mut zum Risiko angesichts der überaus flott absolvierten Fuge „Der aber die Herzen forschet“! Das kam virtuos und gelenkig, doch insgesamt fehlte den unterschiedlichen Teilen der Komposition der große Bogen, der durchgehende Puls, mitunter auch, vor allem zu Beginn, die klangliche Ausgewogenheit der Stimmen untereinander.

Doch am Ende des Programms schien nur noch die Sonne: „Sei gegrüßt, strahlende Cäcilia“ – die drei Vokalensembles und das durch und durch verlässliche Collegium musicum instrumentale stimmten gemeinsam Henry Purcells Ode auf die Patronin der Musik an. Eine goldene Hymne, kurz unterbrochen von Anna-Sophie Brosigs überzeugendem Sopran-Solo, mündend in den feierlichen Schlussakkord. Der riesige Beifall in der bis zum letzten Platz besetzen Kirche war verdient.