Ein Mammutständchen

Von Chr. Schulte im Wald, Westfälische Nachrichten, 4. Februar 2009

Vor 200 Jahren wurde Felix Mendelssohn Bartholdy geboren, auf den Tag genau kam die musikalische Geburtstagstorte im XXL-Format: Studentischer Madrigalchor und Universitätschor priesen den Jubilar mit dessen gewaltiger „Lobgesang“-Sinfonie. Ein Meer aus Sängerinnen und Sängern, dazu das Collegium musicum instrumentale, das sich am Dienstagabend in der Erphokirche in enormer sinfonischer Größe präsentierte. Immerhin verlangt die Partitur vier Hörner, drei Posaunen, zwei Trompeten, Pauken, Holzbläser und Streicher. Ein prächtiges Bild für die Augen – und ein klangvolles Miteinander für die Ohren.

Mendelssohns „Symphonie-Cantate“, wie er selbst sein Opus 52 nannte, ist eine Ode an den Schöpfergott, kontrastiert durch die menschliche Erfahrung von Angst und Gottesferne. Gleißendes Licht und dunkle Schatten liegen also dicht beieinander – und diese Extreme wussten Dirigent Jürgen Tiedemann und seine musizierenden Hundertschaften umzusetzen – im Verein mit Heike Hallaschka, Annette Kleine und Reinhart Ginzel, drei Vokalsolisten, die das Konzept einer bewegenden, emotional aufrüttelnden Interpretation mittrugen. Doch diesem vokalen Finale der Sinfonie ging erst einmal ein großes Orchester-Solo voran, prächtig eröffnet von den Posaunen, deren einprägsames Motiv sich durchs ganze Werk zieht. Schnell ist Mendelssohn dann bei den Streichern, die flugs ihr so typisches Brio entfalten – wie ein angenehmer Sommerwind und ebenso erfrischend vom Collegium musicum musiziert.

Die Chöre, von Ulrich Haspel geleitet, offenbarten ihre Stärken im hymnischen Fortissimo. Etwas körperlos und schüchtern klangen die Stimmen, wenn sie als Sopran-, Alt- oder Tenorgruppe allein „dran“ waren. Das betraf vor allem Georg Friedrich Händels „Dettinger Te Deum“, mit dem Haspel das Konzert eröffnete – ein Stück, das auch Mendelssohn schon 1840 im Rahmen der Uraufführung seines „Lobgesangs“ dirigiert hatte. Doch in der Erphokirche hätte man es sich durchaus sparen können, zumal dieselben Interpreten Händels Gotteslob erst kürzlich schon zum Besten gegeben haben.

Das gilt auch für die Worte von Prof. Dr. Jürgen Heidrich, der das Ambo zum Katheder machte und als Einstieg den typischen Vortrag eines Lehrenden ablieferte. Staubtrocken wie im Uni-Seminar! Wie hat man sich die Zeiten herbeigesehnt, da Diethard Riehm sein Publikum mit süffisanten Sentenzen vergnügt und zugleich gut informiert hat über das, was kommen würde. Nun denn, die Musik hatte immerhin das letzte, bedeutende Wort! Und bekam rauschenden Beifall.