Ein festtägliches Erlebnis

von Manfred van Os, Allgemeine Zeitung Coesfeld, 2. Juni 2009

Eine schönere und passendere Einstimmung suf das Pfingstfest konnte man sich wirklich nicht vorstellen. Rund 120 Sänger aus dem Laerer Madrigalchor und dem Städtischen Musikverein Coesfeld sowie rund 45 Instrumentalisten aus dem „collegium musicum instrumentale münster“ vertrauten sich am Samstag dem professionellen Dirigat von Ralf Junghöfer an. Das Ergebnis war für die Zuhörer in der fast bis auf, den letzten Platz besetzten Jakobi-Kirche ein festtägliches Erlebnis der besonderen Art.

Der 42. Psalm „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser“, von Felix Mendelssohn Bartholdy vertont, gehört zu den schönsten und bekanntesten geistlichen Chorwerken Mendelssohns überhaupt und gab dem Konzertabend einen gefühlvollen Anfang. Den wunderbaren Solopart hatte Heike Hallaschka übernommen. Der 200. Geburtstag von Mendelssohn wurde in diesem Jahr ja schon gefeiert und so lag es auch nahe, mit dem Violinkonzert in e-Moll (op. 64) ein weiteres Werk des Romantikers aufzuführen. Man hatte damit einen guten Griff getan, bildete dieser Programmpunkt einen schönen Kontrast zu den Chorwerken. Die Solistin Katrin ten Hagen – Violine – begann den ersten Satz mit viel Temperament, um im zweiten Satz ihre ganze Sinnlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Auf den Punkt genau die Stakkatoteile im dritten Satz, der schwungvoll das beliebte Werk beendete. Langer Beifall und erste Bravorufe. Als Zugabe spielte sie ein bekanntes Mailied, dessen Variationen sie virtuos gestaltete.

Wer bis dahin noch keine Gänsehaut hatte, bei dem geschah das spätestens beim Magnificat von John Rutter (*1945). Moderne, zeitgenössische Klangformen zu einem Lobgesang auf die heilige Jungfrau Maria (Lukas I: 46-55). Geht das denn zusammen? Man bedenke, das Werk wurde erst 1990 in der Carnegie Hall in New York uraufgeführt. Die Antwort ist eindeutig: ja. Der Komponist bezeugt, dass er von J. S. Bach inspiriert worden sei. Es muss tatsächlich so gewesen sein, denn der musikalische Geist des barocken Übervaters war in dem grandiosen Werk deutlich spürbar. Welch strahlende Höhen, welche Reinheit in den leisen Teilen im Gesang des mächtigen Chores. Welch tadelloses Zusammenwirken von Dirigent, Chor, Solisten und Orchester. Am Ende ein Beifall des Publikums, der nicht enden wollte.