Stürmischer Applaus für die „Silvesterparty von 1888“
Das „Collegium musicum“-Orchester hatte beim Semesterkonzert mit Anna Heygster und Markus Beul zwei renommierte Solisten im Konzert. Sie wurden gefeiert.
Die Wuppertaler Konzertmeisterin Anna Heygster an der Violine und der Dortmunder Solocellist Markus Beul waren die gefeierten Solisten in Johannes Brahms’ Doppelkonzert (op. 102). Neben diesem Mammutwerk bot das hervorragend aufspielende „Collegium musicum“-Orchester, unter der gewohnt hervorragenden Leitung Jürgen Tiedemanns auch Tschaikowskis fünfte Sinfonie. Und ganz zu Beginn noch ein kleines Häppchen Grieg. Wie passt denn dies zusammen?
Den rund 500 Zuschauern lieferte Posaunist Stephan Schulze in einer kurzen Begrüßungsrede die Auflösung: „Wer von ihnen hätte nicht gern zu den Gästen bei Adolf Brodskys Silvesterparty im Jahr 1888 gezählt?“, begann er die berühmte Anekdote vom damals in Leipzig wirkenden russischen Star-Violinisten zu erzählen. Auf dessen Party feierten nämlich Johannes Brahms, Peter Iljitsch Tschaikowski und Edvard Grieg zusammen den Jahresausklang. Und hatten doch musikalisch so gut wie nichts gemeinsam.
Mit Griegs kurzer „In der Halle des Bergkönigs“ spielte sich das riesige „Collegium musicum“-Orchester für die folgenden Mammut-Werke in Fahrt. Die beiden Solisten (Violinistin Anna Heygster und Cellist Markus Beul) erwiesen sich als Glücksgriff. Denn wer das Doppelkonzert von Brahms derartig kongenial zu interpretieren vermag, der muss sehr erfahren sein.
Heygster und Beul befeuerten sich geradezu. Makellos gelangen ein ums andere Mal technisch anspruchsvollste Passagen. Lyrische Momente kosteten sie mit innerer Wärme aus. Diese besondere Solistenleistung unterstrich das Orchester mit bestem Gesamtklang. Für den stürmischen Applaus gab es eine Zugabe der beiden Solisten – allerbeste Kammermusik, die beide übrigens seit vielen Jahren verbindet.
Anders wirkte das riesige Orchester nach der Pause. Denn in Tschaikowskis Fünfter erklingen sämtliche Register bis an dynamische Grenzen. Mal beschwingt und unterhaltsam, mal dramatisch und grollend: Tiedemann und das Orchester schufen große Klangbilder. Musikalisch triumphierten allerdings nicht nur das Solohorn im berühmten zweiten Satz, sondern auch die zarten Klarinetten-, Oboen- Flöten- und Fagottsoli. Perfekt lieferten die Blechbläser mit ihren Fanfaren martialische Kontraste.