von Arndt Zinkant, Westfälische Nachrichten, 9. Februar 2011

Finnland erwache!“ So hatte die „Finlandia“ von Jean Sibelius ursprünglich geheißen. Heute längst eine alternative Nationalhymne für das Land der tausend Seen – damals eine Freiheitsfanfare, die gegen das russische Joch anschmetterte. Mit dramatisch brodelnden Bässen, sehnsüchtigen Volksthemen und natürlich heldischem Blech.

Mit solch schweren Geschütz wartete das Collegium musicum am Montag auf: Mit einer Blechgruppe, die selbstbewusst das Haupt reckt und nicht vor jedem Fortissimo bibbert. Mit Streichern, die satt und süffig tönen, wenn sie das dunkle Geäst der finnischen Wälder durchkämmen. Und schöne Soli im Holz wurden in der studentischen Truppe ohnehin nie vermisst. Kaum erinnert man sich, je ein so gutes Konzert des „Collmus“ gehört zu haben. Respekt für Maestro Jürgen Tiedemann, dessen Arbeit an diesem Abend schönste Blüten trieb.

Unabhängigkeit und Nationalstolz waren das Motto des Abends, wie die gute Einführung von Stefan Schulze verriet. Der Posaunist (diesmal an der Tuba im Einsatz) führte mit Verdi oder Smetana diverse Musiker in Feld, die im 19. Jahrhundert „pro Patria“ komponierten.

Amerika war schon weit über 100 Jahre unabhängig, als Aaron Copland sein Klarinettenkonzert schrieb. Amerikas Musik war´s aber noch nicht – der Klang der Alten Welt dominierte. Copland war Pionier der US- Klassik, als Benny Goodman, der „King of Swing“, ihn um ein Konzert bat. Da war dann alles drin: Jazz und Großstadt, Prärie und Weite, Alte Welt und Neue. Jens Ubbelohde, der viel prämierte Klarinettist, holte alles raus: Das Epische, das Bizarre, aberwitzige Tonsprünge und melodischen Schmelz.

Nach der Pause wieder Sibelius: Die Zweite, für jedes Orchester eine Kür. Da darf im virtuosen Wechselspiel der Orchestergruppen nichts verschleifen. Jürgen Tiedemann führte mit sicherem Stab durch die Violinwirbel des Scherzos, malte samtweich die pastoralen Farben des Anfangs und drehte die Temposchraube nie zu weit. Bis im Finale die hymnischen Fanfaren wieder an „Finlandia“ gemahnten.