Finale mit Brahms und Schumann
von Stefan Jahnke, Münstersche Zeitung, 7. Juli 2005
Die obligatorischen Vorinformationen des charmanten Nähkästchen-Plauderers Diethard Riehm und ein untypisch langes Orchestervorspiel waren viel Zeit, um nervös zu werden. Zumindest hätte man es dem Solisten Martin Dehning beim Semesterschlusskonzert des Collegium musicum am Dienstag in Münsters Großem Hörsaal nicht übel nehmen können, wenn er bei Johannes Brahms’ Violinkonzert – laut Riehm eine „Sinfonie mit obligater Geige“ – Angst vor der eigenen Courage bekommen hätte. Doch der renommierte Professor zeigte im langen ersten Allegro, dass er sich zu Recht zu solch einer Großtat berufen fühlte.
Elegische Momente
Erst in Joseph Joachims halsbrecherischer Kadenz schienen die zuvor brillanten Lagenwechsel unsicherer zu werden. Die trockene Saalakustik und das groß besetzte Orchester machten es dem mit feinen Linien agierenden Solisten nicht leicht, auch ohne brachiale Töne tragfähig zu spielen. Bei allem offensichtlichen Vermögen blieb mancher Forte-Ausbruch zu harmlos, auch wenn das Gespür für die Musik vor allem in den elegischen Momenten des Adagios triumphierte.
Nach diesem Werk rückte Schumanns vierte Sinfonie etwas in den Hintergrund. Dabei nutzte hier das gut aufgelegte Orchester seine Schlagkraft herzhaft aus. Mit aus den unteren Registern wellenartig nach oben strebenden Motiven im ersten Satz oder auch der urwüchsigen Kraft im ersten Scherzo-Teil unterstrich das Collegium seine Qualität. Im „lebhaft“ überschriebenen Schluss führten dann Dirigent Jürgen Tiedemann und eine engagierte Cellogruppe mit melodischem Zug in ein letztes groß angelegtes Tutti.
Der gut gefüllte H1 erklatschte sich einen Ungarischen Tanz von Brahms. Heute Abend um 20 Uhr kommt es dann zur zweiten Auflage dieses spannenden Konzertprogramms.