collegium musicum instrumentale mit Solisten von den Berliner Philharmonikern
Restlose Begeisterung im Publikum herrschte im so gut wie voll besetzten H1 am Sonntagabend bereits zur Pause. Denn zuvor hatten die beiden Berliner Philharmonikerinnen Marlene Ito (Violine) und Naoko Shimizu (Bratsche) in Mozarts „Sinfonia Concertante“ KV 364 eine bravouröse Solistenleistung geboten. Doch damit nicht genug. In der zweiten Hälfte folgte mit Pianist Özgür Aydin gleich der zweite hochkarätige Solist im Sonderkonzert des „Collegium musicum instrumentale“-Orchesters. Dies vermochte die Solisten unter der bewährten Leitung von Jürgen Tiedemann deutlich mehr als nur würdig zu begleiten.
Tiedemann erläuterte zu Beginn des Konzertes verschiedene Besonderheiten der Werke. So sei die Solo-Violastimme der Sinfonia Concertante in D-Dur geschrieben, wenngleich sie in Es-Dur aufgeführt werde. Dazu stimme man die Bratsche kurzerhand einen Halbton höher. Sinn dieses Verfahrens seien Fingersatz-Lösungen, die zum Werk passen, genauer zum zweiten Soloinstrument (Violine). Die transponiert klingende Bratsche würde natürlich Absoluthörer ziemlich verwirren. Tiedemann: „Man sieht etwas anderes, als man hört. – Am ehesten kann man das vielleicht mit der Umstellung von Sommer auf Winterzeit vergleichen.“
Wie dem auch sei: Shimizu und Ito harmonierten derart sensibel und kongenial, dass von der technischen Bitonalität ganz und gar nichts zu hören war. Tiedemann dirigierte das Orchester mit manch (Mozart)-opernhaft anmutender Phrasierung. Erst im letzten Satz „Presto“ sprudelte ein wilder Bergbach. Aber wie!
Viel kammermusikalischer und fein-tänzerischer wirkte hingegen Aydins Interpretation des Mozart-Klavierkonzertes G-Dur KV 453. Zu keinem Zeitpunkt verlor der international hoch renommierte Solist Mozarts unverwechselbares Parlando aus dem Visier. In größter vornehmer Zurückhaltung präsentierte er das Werk auf einem ganz geöffneten großen Steinway-Konzertflügel bis ins kleinste Detail mit phänomenaler Präzision. Und dabei wirkte das Werk in den vergleichsweise trockenen akustischen Verhältnissen des großen H1 so, als würde da jemand auf einem Hammerklavier musizieren. Was für ein Erlebnis!
Ein großer Abend für das „Collegium musicum instrumentale“-Orchester, das sich von seiner besten Seite präsentierte.