Wunderbare Würdigung

von Chr. Schulte im Wald, Westfälische Nachrichten, 4. Dezember 2009

Keine Frage, für Feierlichkeiten ist die Aula im Schloss der am meisten angemessene Ort der gesamten Universität, liegt er doch gewissermaßen im Herzen der Alma Mater. Für ein Orchester wie das Collegium musicum instrumentale jedoch ist der Raum mit einem Nachhall von gefühlt Minus einer Sekunde kein Vergnügen.

Umso erstaunlicher, wie schnell man am Donnerstagabend die widrigen akustischen Verhältnisse vergessen hatte, nachdem Mozarts „Zauberflöten“- Ouvertüre verklungen war. Sauber intonierte das Blech seine schmetternden Fanfaren, munter hoppelten Flöten und Fagotte – das Collegium arrangierte sich trefflich in und mit dem Raum.

Diethard Riehm wäre begeistert gewesen. Der Erinnerung an diesen Vollblut-Musiker, der im Mai 2009 im Alter von 69 Jahren verstarb, galt dieser Abend. Ohne Riehm wäre das Collegium nicht denkbar, schließlich hat der beliebte und hoch geschätzte Hochschuldozent das Ensemble geprägt, seit er 1968 dessen Leitung übernahm und 20 Jahre lang ausübte.

Seit 1988 steht Jürgen Tiedemann am Pult des Orchesters und hat immer wieder zwei glückliche Hände, mit denen er seine Akteure zu bemerkenswerten Leistungen animiert. Mozarts Sinfonia concertante Es-Dur (KV 297b) gehörte am Donnerstag auch zu ihnen. Und dies vor allem im Zusammenspiel mit den Solisten Stefan Wimmer (Oboe), Achim Pfeifer (Klarinette), Kaori Shinohara (Horn) und Bernd Kühnel (Fagott). Ein wunderbares Quartett, das sich untereinander prächtig verstand, genau so gut aber auch mit dem Orchester kommunizieren konnte. Hübsche Dialoge waren zu erleben – und alles klappte wie am Schnürchen.

Diethard Riehm wird dem münsterschen Publikum vor allem in Erinnerung bleiben dank seiner fantastischen Moderationen, mit denen er die Programme des „Coll mus“ erläuterte – ohne jede Gelehrten-Attitüde, dafür mit viel Esprit, Humor und einer persönlichen Note. Wie er immer wieder die Kurve bekam, seine Zuhörer mit der Nase auf die berühmten Kollekten-Körbchen zu stoßen, war schlichtweg virtuos und unnachahmlich.

Gut gefüllt waren diese Körbchen hoffentlich auch nach Franz Schuberts „Unvollendeter“, einer stimmungsmäßigen Wanderung zwischen heiterer Unbekümmertheit und schmerzendem Aufschrei. Dazwischen lag – der ganze Schubert in all seinen Facetten!